Pferdeosteopathie & Bewegungstherapie
Tatjana Bergmann

Osteopathie & Myofasziale Ketten

"Was machst du da?"


Nachdem das Pferd sowohl im Stand als auch in der Bewegung begutachtet wurde und die Bewegungen der Einzelgelenke befundet wurden, hat man nun einen Überblick darüber wo eventuelle Verspannungen, Fehlspannungen oder Dysbalancen zu finden sind. Während der ersten Behandlung setze ich mir zum Ziel diese Bereiche so sinnvoll wie möglich zu therapieren. 

Der Pferdekörper ist vergleichbar mit einem Uhrwerk. Klemmt irgendwo ein Rad, so werden die benachbarten Zahnräder auch ins Stocken kommen. Man kann zwar die Räder ölen oder austauschen, aber wenn der Grund für ihr Stocken an anderer Stelle liegt, kann das Uhrwerk nicht zum laufen gebracht werden.

Hier kommen die Myofaszialen Ketten ins Spiel.

Spannenderweise sind im Pferdekörper (und übrigens auch beim Menschen) verschiedene Muskeln, Faszien und sogar Organe von einem gemeinsamen Faszien-Gewebe umschlossen. Sie bilden somit eine Funktionseinheit. Viele Muskelbäuche die im Anatomiebuch  klar unterschieden werden, sind zudem in der Realität gar nicht so gut voneinander  zu trennen und arbeiten häufig synergetisch. Diese Grundidee ist unglaublich relevant für die Behandlung, da sich Problematiken sehr häufig innerhalb einer Kette ausbreiten.

So kann eine Vorhandproblematik zum Beispiel auch die Folge einer länger bestehenden Verspannung in der kontralateralen Hinterhand sein. Erkenne und löse ich lediglich die Verspannungen der Vorhand, so werden diese vermutlich zwar erstmal etwas besser, jedoch dann nach kurzer Zeit wiederkehren.

Um also langfristig Erfolge zu erzielen, ist es somit unerlässlich, das Pferd als Ganzes zu betrachten und bestehende Verspannungen in einen möglichen Zusammenhang mit den verschiedenen Myofaszialen Ketten zu setzen.

Behandlungsmethoden

Die Wahl der Behandlungsmethode hängt in erster Linie von dem Pferd, seinem Empfinden und seiner spezifischen Symptomatik ab. Grundsätzlich wird nicht mit langen Hebeln gearbeitet und es werden keine Wirbel "eingerenkt". 

Ausgegangen wird dabei vom biotensegralen Modell. Ein Halswirbel ist also beispielsweise dieser Ansicht nach nicht nach links geshiftet, weil er durch einen Sturz o.ä. aus seiner Position "gesprungen" ist, sondern weil Muskulatur oder Faszienstruktur einseitig zieht und ihn dauerhaft auf der linken Seite "festhält". Lösung des Problems wäre in dem Fall also das sanfte Lösen der linksseitigen Muskulatur um diesen Wirbel. 

Mögliche Behandlungsansätze sind:

- Faszien-Mobilisationstechniken

-Techniken aus der Parietalen Osteopathie

-Arbeit mit dem Eigengewicht des Pferdes

-Sanfte Stimulation des Nervensystems 

- Triggerpunkt-Behandlung

- Physiotherapeutische Techniken

Anschließend an die Behandlung folgt dann in der Regel die gezielte Bewegungstherapie mit Übungen für den Besitzer.